Zeppelin

Als die Französischen Truppen im Juni 1930 noch dabei waren, ihre Lager auf dem Truppenübungsplatz abzubauen, wurde bereits ein besonderes Großereignis in der Gemeinde geplant: Die Landung des Luftschiffes „Graf Zeppelin“ auf dem Griesheimer Sand! Am 3. August 1930 sollte der bekannte Zeppelin in Friedrichshafen losfliegen und ein paar Stunden später in Griesheim landen. Eine große Fläche sollte abgesperrt werden, man rechnete mit über 100 000 Besuchern. Das Luftschiff hatte sich durch spektakuläre Fahrten weltweit berühmt gemacht. Dazu zählten eine 20-tägige Weltumrundung und eine Nordamerikafahrt vom 11. Oktober bis zum 1. November 1928.

Der Griesheimer Anzeiger schrieb am 18. Juli 1930: „Wie groß wird der Besuch bei der Zeppelinlandung auf dem Griesheimer Sand? Seit der Auflösung des alten Heeres im Jahre 1918 hat aber ein Luftschiff hessischen Boden nicht mehr berührt. Von Landungen auf dem „Exert“ in Darmstadt während des Krieges abgesehen, ist die denkwürdigste Landung auf hessischem Boden wohl die in den ersten Augusttagen 1908 auf dem Kornsand in Oppenheim. So groß wie damals die Begeisterung war, so groß ist sie, durch die Ruhmestaten des Luftschiffes, dessen Weiterentwicklung der Opferfreudigkeit des deutschen Volkes zu danken ist, auch heute noch. Am 3. August wird aber eine „vorgesehene“ Landung erfolgen, auf dem Platz, der hinreichend groß ist, über 100 000 Menschen mühelos unterzubringen, der mit der Eisenbahn, mit der Straßenbahn, mit Autobus, sogar mit dem Flugzeug erreicht werden kann. Dazu noch an einem Sonntag, an dem sich jedermann die Gelegenheit gönnen kann. Darüber hinaus ist für Verpflegung gesorgt, Platzkonzert wird für Unterhaltung sorgen und alle Besucher haben Gelegenheit, durch die Radioübertragungen jederzeit über den Flug des Luftschiffes unterrichtet zu sein. Auch für die Kraftfahrzeuge ist Unterkunft geschafft.“

Die Regierungsbeamten waren jedoch in Sorge über das Großereignis auf dem Griesheimer Sand. Man befürchtete, dass Besucher die Polizeiabsperrungen durchbrechen könnten. „Die Zukunft des Weltluftschiffhafens Griesheim wäre ungewiss“, hieß es. Denn wären die Befürchtungen eingetroffen und die Besucher hätten die Fläche gestürmt, hätte das Luftschiff beim Landeanflug seinen Wasserballast abgeworfen und wäre direkt wieder weggeflogen.

Am 3. August 1930 warteten dann etwa 50 000 Personen auf die Ankunft des Zeppelins. Doch Fehlanzeige! Aufgrund zu starken Windes konnte das Luftschiff nicht in Friedrichshafen abheben. Einen Tag später berichtete der Griesheimer Anzeiger von einer spontanen Landung. „Heute Morgen kam nun die Meldung, daß das Luftschiff ‚Graf Zeppelin‘ um 7.30 Uhr in Friedrichshafen gestartet ist und die Landung gegen 5 Uhr nachmittags auf dem Übungsplatz erfolge. […] Außerdem ist am Verfassungstage, am Montag, den 11. August, eine zweite Landung auf dem Übungsplatz am Vor- und Nachmittag vorgesehen, zu der auch die bereits gelösten Eintrittskarten Gültigkeit haben.“

Die weiteren Landungen am Verfassungstag, dem Nationalfeiertag der Weimarer Republik, waren also eine Wiedergutmachung für die Griesheimer. Vor 40 000 Zuschauern lief dann „alles glatt und reibungslos“. Der Zeppelin landete zuerst um 8.20 Uhr, dann noch einmal um 15.15 Uhr, ehe die Heimreise nach Friedrichshafen um 16.10 Uhr angetreten wurde.

Wo viele Menschen zusammenkommen, werden auch Gegenstände liegengelassen. Eine Woche nach dem Großereignis schrieb der Griesheimer Anzeiger: „Gefundene Gegenstände: 1 Portemonnaie mit Inhalt, 1 Sense, 1 Strickweste, 2 Peitschen, 1 Wagenliege, 1 Brieftasche, 1 Paar Lederhandschuhe, 1 Patenthacke, 1 Sack mit Kopftuch und Schürze, 1 Hacke, 1 Kringen, 1 Hürbchen von einem Handwagen, Die Gegenstände können auf der Bürgermeisterei, Zimmer 1, in Empfang genommen werden.“