Windkanal
Flughafenstraße 19
1935 Bau des Windkanals
1974, 1981, 1985 Modernisierungen und Erweiterungen der Anlage
Nach 1933 wurden auf dem Flugplatzgelände für die DFS (Deutsche Forschungsanstalt für Segelflug) einige neue Gebäude errichtet, darunter Werfthallen, Werkstätten und der Windkanal. Letzterer wurde in räumlicher Nähe zum Lehrstuhl „Luftschifffahrt und Flugtechnik“ (Prof. Scheubel) geplant.
Über einem lang gestreckten Rechteck erhebt sich der Bau aus einem hellgrauen Betontragwerk und rotbraunen Ziegeln. An den Langseiten schmiegen sich vorgelagerte Funktionsräume an den Bau, im Norden ergänzt um einen Turm. Das graue Sichtbeton-Tragwerk rhythmisiert die Langwände. Das Flachdach steht nur wenig über, was den Bau sehr kompakt erscheinen lässt. Der querrechteckige Bau steht mit seiner Schmalseite zur Flughafenstraße. Auf dieser Seite ist im oberen Bereich noch der Wappenadler aus der Erbauungszeit sichtbar. In seinen Fängen hält er einen Lorbeerkranz, der einst ein Hakenkreuz umgab.
In einem Windkanal werden aerodynamische und aeroakustische Untersuchungen beispielsweise bei Flugzeugen, Autos, Hochhäusern, Schornsteinen oder Brücken durchgeführt. Möglich wird das durch den Modellbau mit der Reynolds-Zahl: Sie ist eine dimensionslose Zahl, gebildet aus Dichte, Länge und anderen Faktoren. Wenn Modell und Original die gleiche Reynoldszahl haben, lassen sich aussagekräftige Experimente durchführen bei variablem Luftdruck und Temperatur. Man unterscheidet offene Windkanäle, bei denen die Luft aus der Umgebung genommen wird, also nicht beeinflusst werden kann, und geschlossene Windkanäle mit einem Ringkreislauf. Bei ihnen können die Lufttemperatur und der Druck nach Versuchserfordernissen manipuliert werden. Der Windkanal mit Ringkreislauf, wie hier in Griesheim, geht auf den Göttinger Ludwig Prantl, 1908, zurück.
Der hiesige Windkanal fällt durch den Hochbau für die vertikale Luftrückführung auf. Vermutlich stammen die Pläne für den Bau noch aus der Zeit, als man ihn in der Darmstädter Innenstadt unterbringen wollte und aus Platzgründen in die Höhe konstruierte. Vor dem Einmarsch der Amerikaner im März 1945 bauten die deutschen Ingenieure Teile der Technik ab. Dies und die abwegige bauliche Lösung führten dazu, dass die Amerikaner die Brisanz des Gebäudes nicht erkannten und es unbehelligt ließen. Sie nutzten das Gebäude bis schließlich 1954 die Maschinenbauer der THD dort wieder Forschungen zur Luftfahrttechnik aufnahmen. Die heutige Messstrecke misst 2,2 x 2,9 m. Die maximale Blasgeschwindigkeit beträgt 68 m/sec.
1974 entstand in unmittelbarer Nähe ein Laborgebäude und 1976 folgte die Erweiterung um den Eiffel-Kanal für Praktikum und Eichung von Sonden. Mittlerweile stehen den Forschern weitere spezialisierte Anlagen zur Verfügung.