Mausoleum an der Lutherkirche

Familiengruft des Landgrafen Friedrich August von Hessen

an der Lutherkirche, errichtet 1809

Durch Eintrag in das Denkmalbuch 1988 (§ 10 Abs. 1 HDSchG) Kulturdenkmal im Sinne des Hessischen Denkmalschutzgesetzes.

Bis zur Eröffnung des heutigen Friedhofs im November 1902 wurden die Griesheimer auf dem Kirchhof an der Lutherkirche bestattet. Das „Mausoleum des Prinzen Friedrich August Landgraf von Hessen“ liegt an prominenter Stelle am Beginn des südlichen Friedhofsbereiches. Die Anlage ist nach Osten orientiert, hin zum Eingang des Areals. Der halb aus der Erde herausragende Gruftraum trägt ein klassizistisches Grabdenkmal in Würfelform aus Sandstein über einem Sockel. Im Relief aufgebrachte Engel flankieren eine Inschrifttafel. Zwei freiplastisch vor dem Sockel liegende Löwen bewachen das Grab. Das Mausoleum ist heute noch ein Zeugnis für den Alten Friedhof. 1981 wurde es restauriert, wie ein Foto im Stadtarchiv belegt. Eine erneute Restaurierung wird in Erwägung gezogen.

Das Mausoleum ist eng verknüpft mit der romantischen Liebesgeschichte zwischen dem Prinzen Friedrich und der bürgerlichen Karoline Seitz:

1784 trafen die Tochter eines Hofbediensteten, Karoline Seitz, und ihre Freundin bei einer Schneeballschlacht auf dem Darmstädter Marktplatz auf Friedrich Schiller und Prinz Friedrich von Hessen-Darmstadt. Friedrich Georg August von Hessen-Darmstadt war ein Sohn von Georg Wilhelm von Hessen Darmstadt und damit ein Enkel von Landgraf Ludwig VIII, Neffe von dessen Nachfolger und Cousin von Großherzog Ludewig I (Langer Ludwig). Er war Berufssoldat. Friedrichs Schwester Luise war verheiratet mit ihrem Cousin Landgraf Ludwig X, dem späteren Großherzog Ludewig I (Langer Ludwig).

Prinz Friedrich verliebte sich in Karoline Seitz und setzte gegen den Willen des Hofes die Vermählung durch. Der Griesheimer Stadtpfarrer Grandhomme traute das Paar am 4. September 1788 in der hiesigen Lutherkirche. Die Familie führte den Namen „von Friedrich“. Der Bezug nach Griesheim kam vermutlich über die Großeltern der Braut zustande. Das Paar lebte zwei Jahre im alten Forsthaus in Griesheim, Alte Darmstädter Straße 4. Anschließend zogen sie um nach Groß-Gerau. Dort wurde 1800 ihr einziges Kind, Ferdinand von Friedrich, geboren. In Groß-Gerau verstarb Prinz Friedrich am 19. Mai 1808.

Karoline ließ ihrem Gatten auf dem Griesheimer Gottesacker 1809 das Mausoleum errichten. Die Inschrift besagt: „Denkmal der zaertlichsten Liebe und innigsten Freundschaft für meinen Gatten, den Prinzen Friedrich August, Landgrafen von Hessen, von Caroline von Friedrich, gebohrene Seitz“.

In dem Mausoleum waren bestattet Friedrich Georg August von Hessen-Darmstadt (1759 - 1808), seine Gattin Karoline von Friedrich, geb. Seitz (1768-1812) sowie der Sohn Ferdinand August Freiherr v. Friedrich (1800-1879). Das Mausoleum ist heute leer.

Literatur

Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Kulturdenkmäler in Hessen. Landkreis Darmstadt-Dieburg.- 1988. Hrsg. Landesamt für Denkmalpflege Hessen. Braunschweig, Wiesbaden, Vieweg, S. 189

Knapp, Karl: Griesheim. Von der steinzeitlichen Siedlung zur lebendigen Stadt. Griesheim, 1991, S.152ff.

Hauck, Barbara: Ludwigs Lust. Unstandesgemäße Liebschaften im Hause Hessen-Darmstadt. Marixverlag, 2010, S.137 ff.

www.lagis-hessen.de/de/subjects/gsrec/current/147/sort/geboren+asc/sn/bio