Latwäje-Rutsch

„Latwäje“ ist der Griesheimer Ausdruck für das hochdeutsche „Latwerge“. Latwerge ist aus dem lateinischen Wort „electuarium“, dieses aus dem griechischen Wort „ekleiktón“ entstanden. Es bezeichnete ein Arzneimittel, dessen breiige Grundlage aus Honig, Sirup oder Fruchtmus bestand. Sie wurde geleckt. Ekleikton-Electuarium-Latwerge-Latwäje ist also eine Leckerei!

In der Medizin des Spätmittelalters ist der Ausdruck „Latwärje“ bekannt.

Bevor es seit Anfang des 19. Jahrhunderts den billigeren Zucker für die Massenproduktion gab, wurde das Obst mit Honig eingekocht, bis es schnittfest war. Latwäje war bis dahin eine wertvolle Delikatesse, die man etwa an Weihnachten zu Lebkuchen oder Springerle reichte.

Der Begriff „Rutsch“ drückt die Arbeitsweise „in einem Rutsch“ aus: Von der Ernte bis zum Verschließen der Gläser wird in einem Rutsch durchgearbeitet. So erläuterte 2009 Heinrich Tischner, einst Betreuer der Sprachecke im Darmstädter Echo, den Ausdruck.

In Griesheim bezeichnet Latwäje ein Zwetschgenmus. Der Museumsverein und die Griesheimer Landfrauen opfern zur Zeit der Zwetschgenreife mehrere Tage, um in großen Kesseln das Mus herzustellen. Das Obst muss mehrere Stunden köcheln, bis es eingedickt ist. Gegen das Ansetzen am Boden des Topfes wird die Masse ständig gerührt. Hierbei kommt ein „Faulenzer“ zum Einsatz, ein großer Rührlöffel mit einer seitlichen Strebe, die man auf den Topfrand legen kann. So muss man zwar noch die Bewegung des Rührens machen, muss aber den Kochlöffel nicht auch noch halten. Jede Hausfrau verfeinert das Grundrezept nach ihren Vorlieben.

Literatur

Tischner, Heinrich: „Latwäje-Rutsch“ in: Festschrift: 10 Jahre Museumsverein, 2009, S. 99