Hegelsberghalle

Bereits im August 1973 stellte sich die Raumnot für Sportler in Griesheim als gravierend dar. Willi Voit, der zweite Vorsitzende des TuS, berichtete zu dieser Zeit im Hauptvorstand, dass für die große Zahl an Interessenten ab 1974 „einfach nicht mehr genügend Übungszeit vorhanden“ sei. In diesem Zusammenhang kritisierte der TuS-Vorstand, dass für die gerade in Planungen befindliche Schule, die heutige Schillerschule, zunächst keine Sporthalle vorgesehen war. Das stieß auch der in Griesheim regierenden SPD-Fraktion auf, die sich im Dezember 1973 dafür einsetzen wollte, dass die neue „Grundstufenschule Süd“ eine Großturnhalle erhalte. Aus dieser Idee entwickelte sich die Hegelsberghalle, die am 1. September 1978 eingeweiht wurde.

Die Sportvereine aus Griesheim und St. Stephan, namentlich TuS, SC Viktoria, TC72, SV St. Stephan und die Versehrtensportgruppe traten im Sommer 1975 mit einem gemeinsamen Schreiben an den Magistrat der Stadt heran. Das Ziel: Die als Schulturnhalle für die neu gebaute Schillerschule gedachte Mehrzweckhalle sollte zu einer Großsporthalle umgewidmet werden. „Der Bau dieser Halle ist voraussichtlich die letzte Möglichkeit für Griesheim, eine sportlich voll nutzbare und repräsentative Mehrzweckhalle, die auch gesellschaftlich und kulturell sinnvoll verwendbar ist, zu schaffen und damit der immer akuter werdenden Raumnot für den Sportbetrieb abzuhelfen“, so die Vereine in ihrem Schreiben.

In der Folge erhielt die Griesheimer Verwaltung grünes Licht für den Bau einer Mehrzweckhalle. Dafür verzichtete der Landkreis auf eine kleinere Turnhalle der neuen Schillerschule. Diese Geldmittel sollten in die Hegelsberghalle fließen. Doch entgegen des Vereinsschreibens befürwortete die SPD-Fraktion keine weitere Großsporthalle. Die Griesheimer Politiker sprachen sich „für die Errichtung einer Mehrzweckhalle aus, die nicht nur als Turnhalle von der neuen Schillerschule genutzt werden kann, sondern auch allen Griesheimer Vereinen die Möglichkeit gibt, darin Veranstaltungen in eigener Regie durchzuführen“, berichtete das „Darmstädter Tagblatt“ am 13. September 1975.

Zweifel an der neuen Mehrzweckhalle gab es aus den Reihen der Jungen Union. Es fehle an ordnungsgemäßen Bedarfsuntersuchungen und der JU-Vorstand bezweifelte, dass das kulturelle Angebot der Stadt durch den Bau der Halle größer werde. Die Räumlichkeiten für Vereinsveranstaltungen hätten in den Griesheimer Lokalen immer Platz und größere sportliche Veranstaltungen würden in der Großsporthalle besser durchgeführt werden können. Doch der Widerstand der jungen Christdemokraten fand keine Zustimmung in der Fraktion. Alle Parteien des Stadtparlaments hatten sich für den Bau ausgesprochen.

Kritik an dem Projekt folgte auch aus den Vereinen. Durch die Hallenmaße von 18 x 33 Metern war sie für den Handball- und Fußballsport ungeeignet. In der vorhergehenden Saison konnten die TuS-Handballer den Aufstieg in die Oberliga feiern, wodurch der Verein Ausschau nach weiteren Kapazitäten hielt. Der „Griesheimer Anzeiger“ berichtete am 15. September 1976 von der Gesamtvorstandssitzung des TuS: „Immer wieder steht der viel zu knappe Übungsraum in Griesheim zur Diskussion, der leider mit der kaum auf den Sport ausgerichteten Mehrzweckhalle nur wenig vermehrt wird. Mittelfristig wird deshalb der TuS den Bau einer eigenen Halle auf dem Sportgelände planen müssen.“

Für die neue Halle in Planung stand das Kulturelle auf der Agenda der politischen Vertreter. Im Januar 1977 stellte die SPD-Fraktion den Antrag, einen Konzertflügel für die Erstausstattung bereitzustellen. Der SPD-Stadtverordnete Siegbert Rheinländer führte aus, dass dadurch festgeschrieben werden sollte, dass die Mehrzweckhalle nicht nur dem Sport, sondern auch den Gesangvereinen zur Verfügung stehen soll. Doch auch die Wunschliste der Vereine für die neue Einrichtung war lang. Sportliche und kulturelle Großveranstaltungen, Trainings- und Unterrichtsbetrieb, Konzerte, Vortragsabende, Ausstellungen, Volkstänze und Blutspendetermine sahen die Griesheimer Vereine in der neuen Halle.

Sein Richtfest feierte die Mehrzweckhalle am 5. Oktober 1977. Die Einweihung folgte elf Monate später. Den Namen „Hegelsberghalle“ erhielt sie allerdings erst im Juli 1978. Die CDU-Fraktion stellte Anfang Juli den Antrag der neuen Halle diesen Namen zu geben. Das Ansinnen fand Anklang und wurde von den Griesheimer Fraktionen einstimmig angenommen.

Die Eröffnung am 1. September 1978 war gleichzeitig der Auftakt des ersten Griesheimer Zwiebelmarkts. Für die Feierlichkeiten ging die Stadt allerdings neue Wege. Um einen echten Querschnitt der Bevölkerung abzubilden, wurde aus jedem Jahrgang ab 18 Jahren eine Person eingeladen. „Dies gilt natürlich auch für die Jahrgänge vor 1900, und der zurzeit älteste Griesheimer ist 1879 geboren“, schrieb der „Griesheimer Anzeiger“ am 5. August 1978. Zusammen mit den beteiligten Firmen rechnete man mit 700 Gästen. Wie viele Griesheimer es zur feierlichen Eröffnung letztendlich in die neue Halle zog, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Die Hegelsberghalle war jedoch sehr gut gefüllt.

Die erste öffentliche Veranstaltung in der neugebauten Halle hatte der TuS übernommen. Die Tanzsportabteilung begrüßte am 2. September 1978 zum 6. Amateur-Tanzturnier, das für die beiden höchsten deutschen Turnierklassen ausgeschrieben war. Getanzt wurde dabei um den „Griesheimer Zwiebelpokal“. Bei diesem Turnier traten auch einige Griesheimer Tanzpaare auf dem spiegelglatten Parkett der Hegelsberghalle an.

Doch die neue Veranstaltungshalle war auch Grund zur Sorge. „Griesheims Gastwirte fühlen sich von der Stadt verschaukelt“, berichtet der „Griesheimer Anzeiger“ vom 10. November 1979. Ein Jahr nach Öffnung der Halle seien die Geschäfte der Wirte merklich zurückgegangen. Die Vereine hätten ihre Feste und Feierlichkeiten aus den Gaststätten in die Hegelsberghalle verlegt. „Die Stadt unterstützt diese Entwicklung, denn was die Vereine selbst finanziell gut machen, braucht ihnen die Stadt nicht mehr an Zuschüssen zu überlassen“, zitiert der „Griesemer“ einen Wirt.

Der Popularität der Hegelsberghalle schadete dies allerdings nicht. Zahlreiche Veranstaltungen fanden an der Sterngasse statt: Turniere, weihnachtliche und karnevalistische Altennachmittage, Konzerte, Rosenmontagsbälle und vieles mehr. „Sie ist aus der Gestaltung des öffentlichen Lebens nicht mehr wegzudenken“, schrieb der „Griesheimer Anzeiger“ zum 25-jährigen Jubiläum der Hegelsberghalle im April 2003. Während der Corona-Pandemie nutzte das Griesheimer Stadtparlament die Halle für ihre Stadtverordnetenversammlungen.