Haus Waldeck

„Zu den zahlreichen Griesheimer Bauprojekten ist nun ein Altenwohnheim hinzugekommen. Einstimmig genehmigte die Stadtverordnetenversammlung die Planung für das dreigeschossige Altenwohnheim im Jungwald am Friedhofsweg.“ So berichtete der Griesheimer Anzeiger am 24. August 1967 über die Geburtsstunde des Hauses Waldeck, das Seniorenzentrum in der Eichendorffstraße. „Das Altenwohnheim sieht 21 Wohnungen für Ehepaare und zehn Wohnungen für Einzelpersonen neben der Hausmeisterwohnung und den Gemeinschaftsräumen vor. Der Kostenvoranschlag des Bauamtes schließt mit 1 933 00 DM ab.“

Doch zwei Jahre später ging es in den Planungen für das neue Altenwohnheim noch eine weitere Etage nach oben. Das Darmstädter Tagblatt berichtete von Überlegungen, eine Pflegestation zu bauen – die erste im Landkreis. Das sei im Hinblick auf Erfahrungen in anderen Einrichtungen dieser Art ratsam gewesen, wie Bürgermeister Hans Karl im Magistrat sagte. 1971 waren diese Planungen schon gefestigt. Eine vierte Etage für die Pflegestation ließ die Kosten auf über drei Millionen DM ansteigen. „Mit einer Millionen Mark geben das Land Hessen und mit 398000 Mark der Landkreis Darmstadt beträchtliche Beihilfen. 1 336 000 Mark werden aus teilweise zinsverbilligten Darlehen aufgebracht. Der Rest von 466000 Mark wird aus der vorhandenen Rücklage finanziert“, schrieb das Tagblatt im März 1972 über die geplante Kostenaufteilung für das neue Altenwohnheim.

Die Grundsteinlegung in der Eichendorffstraße erfolgte am 26. Mai 1972. „Hessens Sozialminister Dr. Horst Schmidt war eigens nach Griesheim gekommen, um die drei traditionellen Hammerschläge auf dem Grundstein des begrüßenswerten Bauwerkes unserer Stadt zu tun“, berichtete der Griesheimer Anzeiger. Etwa ein Jahr später, am 14. Juni 1973, war der Rohbau des Hauses fertiggestellt und die Stadt Griesheim feierte gemeinsam mit den Gästen aus Landtag, Kreistag und Stadtparlament, aber auch 29 Griesheimerinnen und Griesheimern aus den Jahrgängen 1899, 1900 und 1901, das Richtfest.

Wiederum ein Jahr später, am 8. Juni 1974, wurde das noch namenlose Altenwohnheim seiner Bestimmung übergeben – zehn Jahre nach der „gedanklichen Grundsteinlegung der Stadtväter für ein Altenwohnheim“. Erst ein Jahr später fiel der Name „Haus Waldeck“ in der örtlichen Presse. Still wurde es für das Altenwohnheim jedoch nicht. Bereits 1976 rollten erneut die Baumaschinen an. Die Pflegestation sollte erweitert werden. Eine halbe Millionen Mark sollte der Umbau kosten und die Bettenzahl von 23 auf 41 Plätze erhöhen. „Nachdem das Altenwohnheim im Juni 1974 in Betrieb genommen worden war, stellte sich nach einjährigem Betrieb heraus, dass die vom Kreisausschuß des Landkreises Darmstadt genehmigten Pflegekosten für die einzelnen Gruppen von Pflegebedürftigen nicht ausreichten, um eine Kostendeckung zu erreichen“, hieß es im Griesheimer Anzeiger vom 21. April 1976. Vor allem im Bereich des Personals sei noch keine Auslastung erreicht worden. So hatte eine Nachtwache 23 Pflegebedürftige zu betreuen, die Richtlinien ließen viel mehr Patienten zu. Am 26. November 1976 wurde der neue Anbau offiziell eröffnet.

In den darauffolgenden Jahren kehrte der Alltag in das Haus Waldeck ein. Das Altenwohnheim wurde fester Bestandteil der Griesheimer Stadtgesellschaft und so gehörte es sich auch, dass gemeinsam mit den Kerweborsch Fasching gefeiert wurde (beispielsweise der „Kappennachmittag“ am 30. Januar 1975) und Musikgruppen von Liedertafel und Frohsinn Konzerte gaben. Auch Schulklassen der Gerhart-Hauptmann-Schule waren gern gesehene Gäste. In der angrenzenden Theodor-Heuss-Straße plante man jedoch schon eine Expansion. Die Planungen für altersgerechte Wohnungen hatten im April 1982 begonnen. 18 Appartements in reihenhausähnlicher Gestaltungen in einem Gesamtvolumen von 3,3 Millionen DM waren vorgesehen. Die Grundsteinlegung samt Richtfest fand am 30. August 1983 statt. Die Einweihung folgte am 6. Juli 1984.

Im Jahr 1988 vergrößerte sich das Haus Waldeck erneut. Am 20. Mai weihte die Stadt 18 weitere altengerechte Wohnungen ein, die an die bereits bestehenden Gebäude angrenzten. „Bewohnt werden die zwei neuen Blöcke mit je neun Wohnungen zu 51 qm (Einzelpersonen) und 57 qm (Ehepaare) freilich schon seit Mitte des letzten Jahres, nachdem sie im Juni bzw. September 1987 fertiggestellt worden waren“, so der Griesheimer Anzeiger vom 14. Mai 1988. Der Bau hat insgesamt 3,7 Millionen Mark gekostet. Begleitet wurde die Einweihung vom Besuch eines Senioren-Chores aus der Partnerstadt Bar-le-Duc. Der Andrang war groß: Für die 18 Wohnungen gab es 114 Bewerbungen.

Nur zwei Jahre später berichtete der Griesheimer Anzeiger erneut von einem Bauprojekt in der Eichendorffstraße. „Haus Waldeck: Neubau mit 68 Betten“. Mit etwa 12,2 Millionen DM investierte die Stadt in einer neuen finanziellen Dimension für das Griesheimer Seniorenheim. Neben dem bereits bestehenden Gebäudekomplex sollte auf der westlichen Seite ein Mitteltrakt mit neuer Küche, großem Speisesaal, Mehrzweckraum und Cafeteria entstehen, der den alten Bau mit einem ebenfalls neugebauten Gebäude verband. Dort sollte auf drei Etagen die Langzeitpflege untergebracht werden. Die ersten Baumaßnahmen begonnen Anfang 1992. Am 24.April fand der Spatenstich statt. Das Richtfest des ersten Bauabschnitts folgte am 5. Februar 1993.

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Kernstück des mittleren Baus war der Pavillon, in seiner Entstehungszeit auch „Griesheimer Kurhaus“ genannt. Am 30. September 1994 wurde dieser offiziell eingeweiht. Dort entwickelte sich im März 1995 das „Café Waldeck“, das zu Beginn täglich von 15 bis 18 Uhr Kuchen, Torten und Getränke für alle Interessierten bereithielt. Mehr als 200 Gäste machten sich bei der Eröffnung ein Bild des neuen Angebots.

Der Beginn des zweiten Bauabschnitts der großen Erweiterung folgte am 8. November 1995. Die Pläne der Architekten sahen ein neues halbrundes Gebäude vor, in dem 66 Plätze zur Langzeitpflege untergebracht werden sollten. Vor allem Einzelzimmer sollten es werden, das war die Vorgabe des Landes Hessen, die dafür für eine kräftige Finanzspritze von rund 2,7 Millionen Mark sorgte. Im Zuge des Neubaus sollte sich auch für das Stammhaus einiges ändern. 14 Plätze für Kurzzeitpflege und poststationäre Behandlungen sowie zehn Plätze für Tages- und Nachtplätze waren vorgesehen.

Doch auch auf der gegenüberliegenden Seite gab es einige Neuerungen. Im Juni 1995 konnten 16 weitere altersgerechte Wohnungen am Haus Waldeck bezogen werden. Der Bau des „Wohnkomplexes in Einzelbauweise“ begann im Juli 1993. „Der Mietpreis beträgt 8,50 Mark pro Quadratmeter und liegt dabei wesentlich unter dem ortsüblichen Satz vergleichbarer frei vermieteter Wohnungen“, berichtete der Griesheimer Anzeiger am 21. Juni 1995.