Griesheimer Bruch
Beim Griesheimer Bruch handelt es sich um Reste eines alten großflächigen Niedermoors, das sich durch den vorzeitlichen Flussverlauf des Neckars im Westen der Griesheimer Gemarkung gebildet hat. Auch der Rheinrandfluss floss hier vor der letzten Eiszeit, doch beide änderten ihren Lauf in den heute bekannten Rhein. Übrig geblieben sind beträchtliche Torfschichten, Pflanzenreste, die sich in den nassen Verhältnissen zu Mooren ausgebildet hatten. Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts war überhaupt das Hessische Ried eine vom Wasser bestimmte Region. Doch mit der Rheinbegradigung ab 1817 und weiteren Eingriffen des Menschen haben sich die Verhältnisse aus einer sumpfigen Naturlandschaft nach und nach zu einer bewirtschafteten Kulturlandschaft gewandelt.
Die fortschreitende Oberflächenentwässerung wird in den 1930er und 1940er Jahren mit der Umsetzung des „Generalkulturplans für das Hessische Ried“ fortgeführt. Ab den 1960 Jahren beginnt zudem die Grundwassergewinnung zur Versorgung der Region mit Trinkwasser. In Folge der intensiven Förderung kam es in den 1980er Jahren zu einer großflächigen Grundwasserabsenkung. Daran änderte auch die Infiltration mit Rheinwasser nichts, das seitdem zusätzlich zur Trinkwassergewinnung im Ried versickert wird, denn der Wasserverbrauch des Rhein-Main-Gebietes steigt stetig weiter an. Mit der veränderten Standortsituation einhergehend traten zunehmend Waldschäden auf, bis zu dem heutigen Punkt, dass das Ökosystem Wald im Hessischen Ried in den Absenkungsbereichen des Grundwassers nicht mehr zu funktionieren droht.
Auch die ehemals ökologisch wertvollen Feuchtgebiete, wie der in den Altneckarschlingen gelegene „Griesheimer Bruch“, wurden durch die Absenkung vom Grundwasser beeinträchtigt. Dies führte zu Biotopveränderungen und zu einer Artenverschiebung der Vegetation. Im Boden kam es zu Setzungen, da die Torfschichten durch Austrocknung schrumpfen. Heute weiß man, dass Moore Kohlenstoffsenken sind, allerdings kann bei Belüftung des Moors der Effekt umgedreht und der gebundene Kohlenstoff freigesetzt werden.
Die für den Naturschutz so wichtigen Moore wurden als Naturschutzgebiete unter Schutz gestellt. Das in den Altneckarschlingen westlich gelegene Naturschutzgebiet (NSG) „Torfkaute-Bannholz von Dornheim-Wolfskehlen“ bereits 1979, das NSG „Griesheimer Bruch“ im Jahr 2000. Zusätzlich erfolgte der höchste Schutzstatus nach der FFH-Richtlinie als Vogelschutzgebiet Natura 2000 „Hessische Altneckarschlingen“. Die Schutzziele verfolgen den Erhalt und eine zusätzliche Vernässung der Gebiete.
Historisch hatten die Moore für Griesheim lange eine besondere ökonomische Bedeutung. So wurde der Torf zwischen dem 17. und beginnenden 20. Jahrhundert als Heizmaterial systematisch abgebaut und stellte die wesentliche Einnahmequelle Griesheims bis zum Aufkommen der Steinkohle dar. Steinkohle hatte, neben dem Vorteil des Brennwertes, nicht den unangenehmen Geruch des Torfes. Bei der Herstellung wurde der Torf nach dem Stechen meist in Stapeln zu je 1000 Stück aufgeschichtet und nach Trocknung meistbietend versteigert. Anschließend ebneten die Torfstecher die ausgegrabenen Stellen mit dem Sand der einstigen Binnendünen Griesheims wieder ein. Der Landgraben diente als Transportweg mit Booten, weiter ging es per Schiff bis nach Mainz. Bis 1830 stieg die Zahl der jährlich erzeugten Torfbriketts auf über drei Millionen Stück. Übrig geblieben ist lediglich der Griesheimer Bruch, der uns heute mit seinem Landschaftsbild an das verschwundene Feuchtbiotop erinnert.