Griesheimer Anzeiger
Lokalzeitung für Griesheim








Über 135 Jahre Druckerei Valentin Bassenauer GmbH und Zeitungsverlag des „Griesheimer Anzeiger“
in 64347 Griesheim, Pfungstädter Straße 2 bzw. Wiesenstraße 8.
Der ,,Griesheimer Anzeiger" wurde als Lokalblatt erstmals am 23. März 1887 von Valentin Bassenauer II. (1861 - 1930) herausgegeben. Wenige Monate zuvor, am 11. November 1886, hatte der durch seine Wanderjahre erfahrene und weitgereiste Schriftsetzer und Buchdrucker (Leipzig, Wien, Berlin, Magdeburg und Straßburg) in der Schöneweibergasse 18 in Griesheim eine eigene Buchdruckerei aus kleinsten Anfängen heraus gegründet.
Der Gründer war darüber hinaus gesellschaftlich überaus engagiert, war Mitbegründer des damaligen Bürgervereins und später Vorsitzender des Gewerbevereins, der sich daraus entwickelt hat. Er war maßgeblich an der Gründung der Griesheimer Spar- und Darlehenskasse, der späteren Volksbank, beteiligt und lenkte sein besonderes Augenmerk auf die Förderung sozialer Einrichtungen, wie eine Zeichenschule für Kinder und Jugendliche und den Allgemeinen Sanitätsverein.
Valentin Bassenauer II. war bereits im 19. Jahrhundert ein begeisterter Zeitungsmann, der sich neben der handwerklichen Liebe für die Schwarze Kunst mit Freude und Mut vor allem dem kritischen Journalismus verschrieben hatte. Seine Wanderjahre hatten ihm den Blick für gesellschaftliche Zusammenhänge aufgetan und geweitet, die er in diesen Jahren auch in seiner kleinen Lokalzeitung redaktionell umzusetzen suchte. In diese Zeit fielen Bismarcks Sozialgesetzgebung und der Aufbruch in ein neues technisches Zeitalter (Erfindungen auf den Gebieten des Druckmaschinenbaus und der Satzherstellung, Bleisetzmaschine). Bereits 1889 genügten die Räumlichkeiten den Anforderungen nicht mehr, und so erwarb der Gründer ein Anwesen in der Pfungstädter Straße 2 Ecke Wilhelm-Leuschner-Straße (wo sich das Unternehmen bis zum Jahr 2001 befand) in zentraler Lage unmittelbar an der Bundesstraße 26.
Aus der Ehe mit seiner Frau Magdalene, die den dynamischen Verleger stets hilfreich unterstützte, gingen sechs Kinder hervor. Der älteste Sohn, Valentin Bassenauer IV., sollte später den Betrieb übernehmen. Nach schweren Kriegsjahren wurde der Gründer 1919 von der französischen Besatzungsmacht wegen eines kritischen Artikels inhaftiert und vor Gericht gestellt, seine Zeitung für einige Wochen verboten. Bei Wiedererscheinen machte man ihm zur Auflage, sämtliche Artikel vor Drucklegung der Zeitung von der Militärkommandantur in Groß-Gerau/Dornberg zensieren zu lassen. Auch im Jahre 1923 wurde das Blatt zweimal für je drei Ausgaben verboten. Pressefreiheit war noch ein Fremdwort.
Am 7. August 1930 starb Valentin Bassenauer II. im Alter von 69 Jahren, dessen Lebenswerk von diesem Zeitpunkt an von seinem Sohn Valentin Bassenauer IV. (1890 - 1973) weitergeführt wurde. Aus der Ehe mit seiner Frau Kätha gingen eine Tochter und ein Sohn hervor. Valentin Bassenauer IV. schaffte 1930 die erste Typograph-Bleisetzmaschine an (seither war im Handsatz – wie zu Gutenbergs Zeiten – mit beweglichen Blei-Lettern gearbeitet und die Zeitung gesetzt worden). Eine technisch-fortschrittliche Neuerung, die dem damals nahezu 50jährigen Unternehmen entscheidende Wettbewerbsvorteile brachte. Schon wenige Jahre später aber kündigte sich der Krieg an. Es erfolgten das Verbot des Blattes 1941 und erhebliche Beschädigung des Verlagshauses 1944 bei einem Bombenangriff. Erst zu Weihnachten 1948 konnte der „Griesheimer Anzeiger“ wieder erscheinen.
Zu dieser Zeit trat der Sohn Karl-Heinrich Bassenauer (1926 - 2005) – kurz zuvor als Soldat aus englischer Gefangenschaft nach Hause zurückgekehrt – in das daniederliegende Unternehmen ein. Fleiß, Entscheidungsfreude, Mut und Hoffnung verliehen Zeitung und Druckerei Auftrieb. Der Stamm treuer Mitarbeiter, die zum Teil schon vor dem Kriege im Unternehmen gearbeitet hatten, wurde durch weitere Fachleute ergänzt. Neue Maschinen wurden Anfang der 1950er Jahre angeschafft und 1956 umfangreiche Um- und Ausbaumaßnahmen durchgeführt. Das Unternehmen expandierte und entwickelte sich zu einem leistungsfähigen und renommierten Betrieb, der sich erfolgreich gegenüber den Konkurrenten im Rhein-Main-Gebiet behaupten konnte. Heinrich Bassenauer, ebenfalls von Beruf Schriftsetzer, legte 1957 die Meisterprüfung ab, engagierte sich vor allem auf dem Gebiet der technischen Innovation und gab in jener Zeit die verlegerischen Leitlinien vor. Dem technischen Wandel, dem die Druckindustrie ab dem Ende der 60er Jahre ausgesetzt war, passte sich das Unternehmen mit investitionsfreudigen Entscheidungen an. Die ersten Offsetmaschinen wurden aufgestellt, Mitte der 70er Jahre folgte die Umstellung auf den Fotosatz. Damit einher ging die räumliche Expansion durch weitere Erweiterungsbauten.
Aus der Ehe von Karl-Heinrich Bassenauer und seiner geschäftstüchtigen Frau Elfriede gingen zwei Kinder hervor: Sohn Wolfgang (geb. 1950), Redakteur und Drucktechniker, und Tochter Christiane (geb. 1951), kaufmännische Angestellte, die nach ihrer Ausbildung beide in das Unternehmen eintraten. Durch familiäres Zusammenwirken, zukunftsorientierte betriebliche Entscheidungen, ein Mitarbeiter-Team von zwischenzeitlich über 30 Fachkräften und einem Kreis von rund 50 freien Mitarbeitern in Redaktion und Vertrieb, konnten sich Druckunternehmen und Verlag auf dem Markt zunehmend profilieren und ihre Position ausbauen. Auf einem soliden fachlichen und finanziellen Fundament konnte sich das von den Lesern geschätzte Griesheimer Lokalblatt auch der Pressekonzentration in den 1970 Jahren, als ein Zeitungssterben in erheblichem Umfang um sich griff, erfolgreich erwehren. Durch engagierten Lokaljournalismus, dem sich Wolfgang Bassenauer bereits in jungen Jahren verschrieben hatte, Bürgernähe und Lesertreue hat sich das Blatt einen festen Platz innerhalb der Lebensgemeinschaft der Bürger in Griesheim erschaffen.
Unabdingbar für die erfolgreiche Herausgabe einer Lokalzeitung ist die Bereitstellung modernster Technik. Die Redaktion wurde ausgestattet mit neuen Computer-Anlagen zur Text-Erfassung und -Formatierung für das direkte Überspielen der Daten in leistungsfähige Fotosatz-Anlagen. Darüber hinaus stand ein aktueller Maschinenpark im Druckbereich zur Verfügung, in dem neben der Zeitungsproduktion eine Vielzahl von Drucksachen – von der Visitenkarte bis zum Buch und vom Formular bis zum hochwertigen Farb-Prospekt – erstellt wurden. Namhafte Wirtschaftsunternehmen gehörten zum langjährigen Kundenstamm. Seit 1968 führte Karl-Heinrich Bassenauer das Unternehmen in Form einer offenen Handelsgesellschaft und seit 1982 leitete er zusammen mit Sohn Wolfgang Bassenauer – beide als Geschäftsführende Gesellschafter – das Unternehmen als GmbH.
Mitte der 1990er Jahre übernahm Wolfgang Valentin Bassenauer (aus der Ehe mit seiner schweizerischen Frau Renata gingen die Kinder Francesco, Chiara und Valentina hervor) die Gesamtverantwortung für das Unternehmen und baute den Betrieb weiter aus. Da die räumlichen Verhältnisse am seitherigen Standort nicht mehr den Anforderungen genügten, bezog die Firma nach nur 10monatiger Bauzeit 2001 ihr neues, modernes Druck- und Verlagsgebäude in der Wiesenstraße 8. Gleichzeitig wurde die Produktion von mehreren Zeitungen im Eigenverlag bzw. im Lohndruck auf eine Rotationsmaschine umgestellt mit einer Kapazität von 25.000 Zeitungsexemplaren pro Stunde. Eine wichtige technische Innovation.
Rund zehn Jahre später, 2009/10, als sich bereits 2007/8 eine weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise, hervorgerufen durch den Zusammenbruch der US-amerikanischen Großbank Lehman Brothers, abzeichnete, gerieten auch hierzulande Geldinstitute und damit auch mittelständische Unternehmen in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Während es für den drucktechnischen Betrieb keine Perspektive mehr gab, gelang jedoch die erfolgreiche Weiterführung des Zeitungsverlages. Ende 2018 – Verleger und Chefredakteur Wolfgang Bassenauer hatte mit fast 69 Jahren das übliche Rentenalter längst überschritten – veräußerte er die Verlagsrechte an den Plegge-Medien-Verlag in Gernsheim, in dem seine mittlere Tochter Chiara in leitender Position tätig ist und dort das Anzeigengeschäft verantwortet.
Vier Generationen der Familie Bassenauer waren in diesen über 135 Jahren in ihrem Zeitungsbetrieb und Druckunternehmen mit Leidenschaft tätig. Dabei soll abschließend nicht unerwähnt bleiben der enge Kontakt zu den zahlreichen, langjährigen und geschätzten Mitarbeitern, die mit Liebe zu ihrem Beruf und durch ihre starke persönliche Bindung zum Hause der Verlegerfamilie einen entscheidenden Beitrag geleistet haben zum Gelingen dieses Jahrhundertwerkes. Zwei Namen: Wilhelm Hofmann war als Schriftsetzer 49 Jahre im Betrieb, sein Kollege Erwin Erb gehörte 38 Jahre dem Unternehmen an. Wolfgang Bassenauer – im Jahr 2025 75 Jahre alt – fungiert neben den Verlegern Pierre und Pascal Plegge noch als Herausgeber des Blattes, das er auch weiterhin journalistisch und beratend begleitet.