Georg-Schüler-Platz

Die Geschichte des Georg-Schüler-Platzes ist eng mit der Dampfstraßenbahn verbunden, die ab August 1886 die Gemeinde Griesheim mit dem großen Nachbarn Darmstadt verbunden hatte. Auf der Fläche des heutigen Georg-Schüler-Platzes wurde der dazugehörige Betriebsbahnhof eingerichtet. Dazu stand eine kleine Wartehalle in Fachwerk-Backstein-Konstruktion im Südwesten des Platzes.1

Anfang 1926 schloss die Gemeinde gemeinsam mit der Stadt Darmstadt und der Heag einen Vertrag, der die Straßenbahnstrecke elektrifizieren sollte und ihre Schienenführung bis an die alte Schule, dem heutigen Platz Bar-le-Duc, verlängern sollte. Gleichzeitig wurde die Wagenhalle errichtet, die als Depot genutzt wurde. Der alte Betriebsbahnhof wurde dadurch obsolet, der dadurch gewonnene Raum ging an die Gemeindeverwaltung, die das Grundstück zum Georg-Schüler-Platz umgestaltete. Es entstand eine Grünanlage mit Sitzgelegenheiten, die sich zu einem beliebten Treffpunkt in der Gemeinde wandelte. So gingen auch Umzüge zur Kerb hier entlang.

Seinen heutigen Namen erhielt der Platz allerdings erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Während des Dritten Reiches wurde er im Rahmen der umfangreichen Umbenennungen von Straßen und Plätzen als Horst-Wessel-Platz betitelt. Wessel wurde innerhalb der NS-Propaganda ein „Märtyrer der Bewegung“, da der SA-Sturmführer 1930 von KPD-Mitgliedern getötet wurde. Wessel war Verfasser des Horst-Wessel-Lieds, das kurz nach seinem Tod zur Parteihymne der NSDAP wurde. Von 1933 bis 1945 bildete es im Anschluss an das Deutschlandlied den zweiten Teil der deutschen Nationalhymne.

Nach Ende des Krieges wählte man den ehemaligen Griesheimer Bürgermeister Georg Schüler als Namensgeber. Schüler war von 1920 bis 1929 im Amt, als der Bau der Anlage erfolgte.

Durch die Expansion der Gemeinde und den Rathaus-Neubau nach dem Zweiten Weltkrieg verlor die Oberndorferstraße immer mehr an innerstädtischer Bedeutung. Der Mittelpunkt Griesheims wanderte in Richtung „Chaussee“. Diesem Umzug folgte auch das Markttreiben. Noch vor dem Bau des heutigen Hans-Karl-Platzes wurden auf der östlichen Seite des Georg-Schüler-Platzes frisches Obst und Gemüse, aber auch Milchprodukte sowie Fleisch- und Wurstwaren angeboten. Der Markt auf dem Georg-Schüler-Platz begann am 6. Juni 1975. Im Laufe dieses Jahres hatte sich ein fester Stamm von elf Händlern herausgebildet, die die Jahresplätze belegten. Hinzu kamen unregelmäßig „fliegende Händler“ mit unterschiedlichen Angeboten.

Doch als der Marktplatz in Betrieb genommen wurde, wechselte auch der Wochenmarkt am 29. Juli 1988 dorthin. Der Georg-Schüler-Platz blieb als Grünfläche bestehen. Der asphaltierte Teil des Platzes, der an das Georg-August-Zinn-Haus angrenzt, wurde im Laufe der Zeit vermehrt als Parkfläche für Autos genutzt.

1 Knapp, Karl: „Griesheim. Von der steinzeitlichen Siedlung zur lebendigen Stadt“, Griesheim 1991, S. 270.