Friedhof

Friedhofsweg 10

Eröffnet 23. November 1902 (Totensonntag), erweitert 1938, 1964 und 2000

Vorgänger

Funde einzelner Gräber aus dem Neolithikum belegen, dass die Griesheimer Gegend bereits vor etwa 7000 Jahren bewohnt war. In den letzten 100 Jahren wurden mehrere Gräber- und Urnenfelder aus dem 19. und 18. sowie größere Anlagen aus dem 8. bis 5. vorchristlichen Jahrhundert in der südlichen Griesheimer Gemarkung gefunden. Diese kleinen Begräbnisstätten im Münchbruch, am Wichteweg, auf der Kuhweide, am Flachsgrabendamm und der Rückgasse zeugen von kleinen Höfen oder Siedlungen, jedenfalls von sesshaften Menschen.

Friedhof an der Lutherkirche

Griesheim wird in einer Urkunde Kaiser Barbarossas vom 14. Juni 1165 erstmals erwähnt mit „Kirche und Dorf Grizheim“. Es gab also hier eine Siedlung mit einer Gemeinde. Dazu gehörte zweifelsohne auch ein Friedhof. Archäologische Funde legen nahe, bereits für das 7. Jahrhundert eine kleine Siedlung zu vermuten. Karl Knapp bemerkte dazu: „Die Verstorbenen wurden zunächst im näheren Bereich um die Kirche zur Ruhe gebettet. Bei modernen Bauarbeiten konnten hier mehrere Schichten von Skeletten festgestellt werden, so wie es noch heute auf unserem Friedhof durch die Wiederbelegung der Fall ist. Auf der Nordseite der Lutherkirche mögen die zahllosen Pesttoten von 1634 in einem großen Massengrab beerdigt sein, wenn man die entsprechenden Beobachtungen bei der Verlegung eines großen Heizöl-Außentanks so deuten kann.“1

Im 18. und etwa 100 Jahre später nochmals im 19. Jahrhundert musste der Friedhof an der Lutherkirche erweitert werden.

Der neue Friedhof wurde am Totensonntag 1902 eingeweiht und der alte Friedhof an der Lutherkirche nicht mehr neu belegt. Nach Ende der Ruhefrist erfolgte die Auflassung. Alte Grabsteine dienten wohl nach den Bombenangriffen auf Griesheim gelegentlich als Baumaterial. Im August 1969 verlor das Areal an der Lutherkirche mit dem Bau des Kindergartens seinen Parkcharakter und die noch verbliebenen Grabsteine wurden entsorgt. Ein Grabstein blieb allerdings stehen: Der 1862 verstorbene Pfarrer Orth fand hier seine Ruhe und der dazugehörige Grabstein war wohl so zu gewuchert, dass man ihn bei der Entsorgung übersehen hatte. 

Neuer Friedhof

1901 entschloss sich die Gemeinde zur Anlage eines neuen Friedhofs außerhalb der Bebauung im Norden des Ortes mit einer Friedhofshalle und einem Wohnhaus für den Friedhofswärter, denn der Friedhof an der Kirche war überbelegt. Der neue Friedhof wurde am Totensonntag, dem 23. November 1902, eingeweiht. Die erste Mauer umschließt bis heute noch den alten Teil des neuen Friedhofs. Er wurde 1938 nach Norden, 1964 nach Osten und 2000 nochmals nach Norden erweitert. 1964 ersetzte ein Neubau die erste Friedhofshalle.

Die alte Fläche war eingeteilt in Begräbnisfelder für Kinder, Sternenkinder und für Erwachsene, in Reihengräber und Erbbegräbnisse, insgesamt Platz für 4200 Verstorbene. An den Mauern waren 138 Erbbegräbnisplätze vorgesehen. Entlang der alten Mauer und der Wege befinden sich einige alte Grabdenkmäler, die seitens der Stadtverwaltung und der Denkmalpflege als erhaltenswert eingestuft werden. Die Mehrzahl dieser Grabdenkmale stammt von dem Griesheimer Bildhauer Daniel Dell aus dem Umfeld der Darmstädter Künstlerkolonie.

Eine Grabstelle wird für eine begrenzte Zeit erworben. Ein Wiederankauf ist möglich. Zahlreiche Grabstellen sind bis heute in Familienbesitz, weitergeführt von Kindern, Enkeln, Schwiegerkindern oder anderen Familienangehörigen.

Kriegerdenkmäler

Vor dem Friedhof stehen heute die Denkmäler für die Gefallenen des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71, für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges 1914 bis 1918 und die toten Griesheimer des Zweiten Weltkrieges von 1939 bis 1945.

Das Kriegerdenkmal für die Gefallenen aus dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 war im neugotischen Stil in Anlehnung an eine gotische Phiale aus rotem Sandstein geschaffen worden. Mit dem Denkmal wurde 1874 und 1875 der Steinmetz Jacob Weiß aus Hering beauftragt. Er sollte es nach dem Vorbild in Dieburg anfertigen. Es wurde im Garten der Knabenschule, der späteren alten Bürgermeisterei, und heutigen Platz Bar-Le-Duc, aufgestellt.

Das Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs entwarf der Griesheimer Steinmetz Philipp Feldmann. Eine großzügige Spende der Volksbank sowie Sammelaktionen der Bürgerschaft ermöglichten die Umsetzung. Am 28.Oktober 1923 wurde das Denkmal an der Friedrich-Ebert-Schule feierlich enthüllt. Vor dem Hintergrund der herrschenden Wirtschaftskrise und der dadurch nicht ausführbaren Arbeiten in der Stadt, beispielsweise im Straßenbau, erscheint die Errichtung des Kriegerdenkmals von besonderer emotionaler Bedeutung für die Bürgerschaft.

An den heutigen Standort am Friedhof wurden die beiden Kriegerdenkmäler von 1870/71 und 1914/18 im Juni 1955 in Abstimmung mit dem Mahnmal für die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges versetzt.2 Dieses Mahnmal wurde am Volkstrauertag, dem 13. November 1955, der Öffentlichkeit übergeben. Ein Sandsteinblock mit der Inschrift „Die Toten mahnen/ 1939-1945/ erhaltet den Frieden“ wird von zwei ebenso großen Bronzeplatten flankiert. Auf der westlichen Platte sind die Namen der Gefallenen Soldaten zu lesen, auf der östlichen Platte finden sich die Namen der Opfer der Bombenangriffe und der Vermissten aus Griesheim. Nikolaus Mädler als Bildhauer und Philipp Reinheimer als Maurer setzten den Entwurf des Ober-Bauinspektors Wilhelm Kurz um.

1 Knapp, Karl: Begräbnisstätten und Friedhöfe in Griesheim. Artikel November 2009. Stadtarchiv Griesheim N 2.2.8, 112.7, 6

2 Artikel aus den entsprechenden Ausgaben des Neuen Griesheimer Anzeigers (21.4.1921, 30.6.1923, 28.10.1923) und des Griesheimer Anzeigers (16.11.1955).