Feuerwehr

Goethestraße 1
Gegründet 1883

Die Abwehr von Schäden, die durch Feuer verursacht werden, ist seit jeher eine Herausforderung. Brach ein Feuer aus, waren alle Angehörigen einer Gemeinschaft, ob Hof oder Dorf, aufgefordert zu helfen. Das tat man auch aus eigenem Interesse, um ein Übergreifen der Flammen zu verhindern. Die Bereithaltung eines Löscheimers gehörte im Hessen-Darmstadt des 19. Jahrhundert zu den Pflichten eines jeden, der das Bürgerrecht erlangen wollte. Im Notfall konnte man so Löschketten bilden.

Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde die Brandbekämpfung sowohl technisch als auch strukturell weiterentwickelt: Pumpen und Schläuche, Wagen und Automobile, Dampfmaschinen und Hydranten, Funk und Telefon, Schutzausrüstung und Ausbildung werden seit mehr als 150 Jahren in eine Struktur eingebunden, die es ermöglicht, spezialisierte Fachleute zum Einsatz zu bringen und Schäden zu minimieren.

Der Gesetzgeber sah und sieht die Einrichtung von Pflichtfeuerwehren vor, wenn sich nicht ausreichend Freiwillige finden. In Griesheim fanden sich 19 Männer (Handwerker, Landwirte und ein Gastwirt) und gründeten am 2. August 1883 die Freiwillige Feuerwehr. Sie wurden bis zum Ausbau des Wasserleitungssystems 1926 durch Pflichtfeuerwehrleute unterstützt. Deren Aufgabe war im Wesentlichen das Heranschaffen von Löschwasser gewesen. Satzung und Dienstvorschrift lieferten den rechtlichen Rahmen für die Feuerwehrleute. Die Löschordnung regelte die Befehlskette und gab Handlungsanweisungen für den Einsatz.

Die Feuerwehr nutzte für ihre Gerätschaften bis zu dessen Zerstörung 1944 das alte Rathaus. 1904 war in der Bahnhofstraße neben dem Faselstall ein weiteres Spritzenhaus hinzugekommen und zwei Feuerwehr-Abteilungen entstanden. Ab 1934 wurde die Feuerwehr mit Automobilen aufgerüstet. Beide Abteilungen wurden wieder vereint und an der Schillerschule, damals neben dem Kochschulhaus, dienten Garagen den Feuerwehrfahrzeugen und der Mannschaft als Unterkunft. Ende der 1950er Jahre wurde der Ruf nach einer zeitgemäßen Feuerwache laut, und nachdem ein neuer Festplatz an der Sandkaute eingerichtet worden war, konnte mit dem Neubau begonnen werden. Im Dezember 1964 wurde das neue Feuerwehrgerätehaus am Friedrich-Ebert-Platz der Wehr übergeben; in einem Nebengebäude nutzt das Deutsche Rote Kreuz einige Räume. Trotz Erweiterungsbauten 1981/83 und 1996/99 genügt das Gebäude nicht mehr den modernen Anforderungen für die Unterbringung von Mannschaft und Fuhrpark. Da eine räumliche Ausdehnung an der Stelle nicht mehr möglich ist, muss ein neuer Standort gefunden werden. Er muss die gesetzliche Vorgabe ermöglichen, wonach eine Wehr binnen 10 Minuten am Einsatzort sein soll. Erste Überlegungen setzten 2009 ein. 2020 wurde eine Projektgruppe gebildet und im September 2022 fand man mit dem Gelände des ehemaligen Holzhändlers Müller in der Schöneweibergasse einen in Lage und Größe geeigneten Standort.

Mit der Ausrüstung der Gründungszeiten von nur einem Löscheimer pro Kopf könnte man heutzutage keine Brände mehr löschen. Schutzkleidung, Ausrüstung und Ausbildung wurden und werden laufend optimiert. Zur technischen Ausstattung der Wehr gehörte seit 1936 eine Motorspritze. Der Fuhrpark wuchs in den folgenden Jahren. Nach Kriegsende 1945 war die Ausrüstung stark geschrumpft und die Mannschaft war auf vier Helfer reduziert: für wenige Jahre musste der Bürgermeister eine Pflichtfeuerwehr einrichten. 1948 gehörten der Wehr schon wieder 50 Mann an. Von 1950 bis in die achtziger Jahre bereicherte ein Spielmannszug die Griesheimer Wehr.

Auch technisch wurde wieder aufgerüstet. 1968 gehörten vier große Löschfahrzeuge, ein Rüstwagen, ein Schlauchwagen und ein Ölschaden-Anhänger zum Fuhrpark. 1963 erhielt die Wehr eine große Feuerwehrleiter. Seit 1976 besitzt Griesheim ein Fahrzeug mit einer Drehleiter. Nach 26 Jahren wurde die alte Drehleiter im Jahr 2002 durch eine modernere ersetzt. Seit 1994 unterhält Griesheim dazu ein Wechselladersystem für die Ausrüstung, die gezielt und nicht binnen der ersten 10 Minuten am Einsatzort gebraucht wird.

Um frühzeitig für Nachwuchs zu werben, gibt es in Griesheim seit dem 27. April 1979 die Jugendfeuerwehr. Vom zehnten Lebensjahr an lernen Kinder und Jugendliche hier die ersten Schritte zum Umgang mit verschiedenen Herausforderungen einer modernen Feuerwehr kennen. Mit 17 Jahren können sie dann in die Einsatzabteilung wechseln.

In den Einsätzen befassen sich die etwa 70 Aktiven mit allem, was man sich (nicht) vorstellen kann: brennende Waschmaschinen und Wäschetrockner, Wohnungs- und Hausbrände, Scheunenbrände, Hochwasser, Sturmschäden, Autounfälle usw. Zu den größten Einsätzen gehörten der Waldbrand in Griesheim 1976, der Brand eines Reifenlagers, einer Reithalle sowie der Brand der alten Dreschhalle 1992 in der Pfützenstraße. Die längste Anfahrt hatten die Helfer im August 2021, als sie die griechischen Kollegen im Kampf gegen die dortigen Waldbrände unterstützten.