August Euler

„Deutschland Nr. 1“ – August Euler (* 20. November 1868 in Oelde; † 1. Juli 1957 in Feldberg) war der erste Inhaber einer deutschen Fluglizenz und schrieb Luftfahrtgeschichte. Den Grundstein für seinen Erfolg legte Euler dabei in Griesheim. Denn auf dem Griesheimer Sand gründete er im Oktober 1908 seine Euler-Flugmaschinenwerke. Nur ein Jahr später schuf Euler auf dem Truppenübungsplatz den ersten Motorflugplatz Deutschlands.

August Euler bestand seinen Prüfungsflug am 31. Dezember 1909. Das Dokument selbst wurde am 1. Februar 1910 vom Deutschen Luftschifferverband im Auftrag der Fédération Aéronautique Internationale (Internationale Aeronautische Vereinigung) ausgestellt. Durch die technischen Errungenschaften war Frankreich Vorreiter der Luftfahrt. So kam es, dass Euler nach Gründung seiner Griesheimer Firma eine Lizenz zum Nachbau der französischen Voisin-Flugzeuge beschaffte. Das französische Kriegsministerium wollte den Austausch der Flugmaschinen stoppen, ein Voisin-Zweidecker kam allerdings schon zuvor nach Griesheim. Diese Maschine war die Basis von Eulers Flugzeugen. Es diente ihm als Lernflugzeug. Das gesamte Material einschließlich des veralteten Motors ging auf dem Griesheimer Sand zu Bruch.1

Bereits auf der Internationalen Luftschifffahrt-Ausstellung in Frankfurt (10. Juli bis 17. Oktober 1909) präsentierte Euler seine fliegerischen Leistungen und war zudem als Aussteller mit vier Motor- und drei Gleitflugzeugen aus eigener Produktion vertreten.2 
Grundstein für die Innovationen und die kontinuierliche Weiterentwicklung der Flugmaschinen war die wohlhabende Situation Eulers. Von 1904 bis 1908 war der Flugpionier Inhaber eines Handelshauses in Frankfurt, das sich auf Bauteile für die Automobilindustrie spezialisierte. So war Euler der einzige Händler, der Zündanlagen der Firma Bosch angeboten hatte.3

Doch um erfolgreich Flugzeuge verkaufen zu können, war es Anfang des 20. Jahrhunderts nötig, Piloten auszubilden. Auch August Euler gründete aus diesem Grund seine eigene Pilotenschule, in der er auf Griesheimer Boden prominente Schüler begrüßen konnte. Durch seinen hohen Stand in Militärkreisen brachte Euler beispielsweise 1910 Prinz Heinrich von Preußen, dem Bruder des Kaisers und Schwager von Großherzog Ernst-Ludwig sowie Generalinspekteur der Marine, das Fliegen bei. Im gleichen Jahr konnte Euler der Heeresverwaltung ein Zweisitzer-Flugzeug verkaufen.

1912 verließ Euler dann Griesheim, um im Frankfurter Stadtteil Niederrad eine Fabrik samt Flugschule zu errichten. Zu dieser Zeit entwickelte er sein wohl berühmtestes Flugzeug, den Gelben Hund. Die Flugmaschine Nr. 33 startete am 10. Juni 1912 unter tausenden Zuschauern zum ersten deutschen Postflug. Leutnant Ferdinand von Hiddessen stieg am Frankfurter Flughafen in die Lüfte und flog nach Darmstadt, Worms, Mainz und zurück nach Frankfurt. An den darauffolgenden Tagen folgten weitere Postflüge.1

Insgesamt baute Euler etwa 500 Flugzeuge. Den Großteil davon – 420 Stück – im Ersten Weltkrieg.2 Auf dem Griesheimer Sand wurden etwa 40 Maschinen gebaut.3 Nach dem Weltkrieg wurde er Leiter des neu gegründeten Reichsluftamts, das bald Reichsamt für Luft- und Kraftfahrwesen heißen sollte, ehe er nur wenige Jahre später im November 1920 in den Ruhestand ging. Diesen verbrachte Euler in seiner Frankfurter Villa, die er später der dortigen Universität geschenkt hatte.4 1932 zog er in sein „Adlernest“ auf dem Feldberg im Schwarzwald, wo er 1957 verstarb. Sein Ehrengrab steht auf dem Frankfurter Hauptfriedhof.

1 Hanns Peter Euler: August Euler – Leben und Werk. In: Fünfzehntes Kolloquium Luftverkehr an der Technischen Universität Darmstadt (WS 2007/2008). Arbeitskreis Luftverkehr an der Technischen Universität Darmstadt, 2008.

2 Renate Liessem-Breinlinger: August Heinrich Euler. In: Baden-Württembergische Biographien 1 (1994), S.74-76 (https://www.leo-bw.de/en_GB/web/guest/detail/-/Detail/details/PERSON/kgl_biographien/11661076X/Euler+August+August+Heinrich)

3 R. Liessem-Breinlinger: August Heinrich Euler

4 Luftfahrtmuseum August Euler: Gelber Hund (https://web.archive.org/web/20160604200950/http://august-euler-museum.de/poze-web/ae-museum-11.html, aufgerufen am 29.11.2021)

5 Ursula Eckstein: August-Euler-Flugplatz Darmstadt. Justus von Liebig Verlag, Darmstadt 2008, S. 49.

6 H.P. Euler: August Euler – Leben und Werk.